Vier Adventsgeschichten für Kinder – Akubis Weihnachtstraum Teil 2

Ein Weihnachtswintertraum

Der Schlitten sauste in einer atemberaubenden Geschwindigkeit durch die Lüfte. Die Nacht war sternenklar und der Himmel mit Tausenden von funkelnden Lichtern geschmückt.

Akubi spürte das straffe Geschirr auf seinem Fell und das Gewicht des Schlittens hinderte ihn daran, wie sonst stürmisch nach vorne zu preschen. Vor, neben und hinter ihm trabten die anderen Karibus. Er kannte ihre Namen aus Rudolphs Erzählungen: Sie hießen Dancer, Dasher, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitz. Nur Rudolph fehlte.

„Komisch“, dachte Akubi und versuchte, seinen Kopf so weit zu drehen, dass er Weihnachtsmann und Rentierschlitten sehen konnte. Doch es gelang ihm nicht.

„Hohoho“, die tiefe Stimme vom Weihnachtsmann ertönte vom Schlitten, „schön nach vorne schauen, Akubi, sonst stolperst du!“

Der Weihnachtsmann kannte seinen Namen, staunte das kleine Rentier. Akubi war so neugierig und konnte es kaum erwarten, den alten Mann mit dem roten Mantel und dem langen weißen Bart einmal aus der Nähe zu sehen.

„Nicht langsamer werden, wir haben noch einen langen Weg vor uns“, raunte Donner Akubi zu.

„Wie lang?“, fragte Akubi.

„Naja, wir müssen jetzt noch die Kinder in Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal bescheren und dann geht es über den Ozean nach Amerika. Über dem Meer bläst heute eine frische Brise, da müssen wir uns besonders ins Zeug legen.“

Wenn Akubi jetzt nicht sowieso schon geschwitzt hätte, wäre es spätestens jetzt so weit gewesen. Über den Ozean fliegen – ein riesiges, tiefes Meer, das er noch nie gesehen hatte. Würde er das schaffen?

In diesem Moment flogen sie jedoch erst einmal über ein Meer aus Lichtern. Der Schlitten flog jetzt so tief, dass Akubi Häuser, Straßen und Autos erkennen konnte. Spitze Türme ragten in die Luft und da hinten gab es Wasser. War das schon das Meer?

„Ist das das Meer?“, fragte er Donner.

Der grinste: „Das Meer? Nein, Akubi, das ist die Elbe, ein schmaler Streifen Wasser, die Menschen nennen es Fluss. Aber wenn wir dem Fluss folgen, erreichen wir das Meer.“

Akubi blickte neugierig nach unten, da lagen ja überall Geschenke. Riesige, bunte Kartons, die mit Kränen auf große Schiffe verladen wurden. Waren hier die berühmten Wichtel am Werk, die den Weihnachtsmann bei der Bescherung unterstützten?

Doch wer bekam so große Geschenke?

Akubi konnte sich gar nicht sattsehen und vergaß dabei, nach vorne zu schauen. Plötzlich bremsten Comet, Blitz und Dancer, die Rentiere vor ihm, scharf ab. Akubi stolperte und geriet ins Straucheln. Dabei verhedderte er sich in den Zügeln.

Jetzt ging alles ganz schnell: Der Schlitten schwankte bedrohlich und obwohl die anderen Karibus versuchten, ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen, verlor der Schlitten schnell an Höhe.

„Ruhig, ruhig“, hörte Akubi die Stimme des Weihnachtsmannes, doch da war es schon zu spät. Der Schlitten stürzte ab, mitsamt Rentieren, Weihnachtsmann und Geschenken.

Der Aufprall war allerdings unerwartet weich. Wo waren sie gelandet und wo um alles in der Welt war der Weihnachtsmann?

Die Rentiere standen auf und blickten sich besorgt um. Der Schlitten lag im weichen Sand des Hamburger Elbstrands, die Geschenke kreuz und quer über den Strand verteilt.

Plötzlich hörte Akubi ein lautes Kichern: Es kam aus dem Wasser.

Triefend nass saß dort der Weihnachtsmann und hielt sich den Bauch.

„Nicht die beste Jahreszeit für ein Bad in der Elbe, aber mein Sprung vom Schlitten war klasse. Habt ihr mich gesehen?“

Der Weihnachtsmann lachte seine Rentiere an.

Akubi wollte auf der Stelle im Sand versinken, er schämte sich so sehr. Es war seine Schuld gewesen und nun würden Millionen von Kindern keine Geschenke mehr bekommen. Doch der Weihnachtsmann schien nicht besonders besorgt:

„Auf, auf! Dreht den Schlitten um und sammelt die Geschenke ein. Es ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass wir abstürzen. Ich werde mich in der Zwischenzeit kurz umziehen. Und dann müssen wir schnell weiter. Gut, dass Frau Weihnachtsmann mir immer Ersatzkleidung in den Schlitten packt.“

Akubi beeilte sich, Geschenk für Geschenk auf den Schlitten zu packen. Er hatte erwartet, dass alle auf ihn sauer sein würden. Donner und die anderen Rentiere schenkten ihm jedoch keine Beachtung. Sie waren viel zu sehr mit dem Aufräumen beschäftigt.

Als der Schlitten wieder voll beladen und abflugbereit am Strand stand, fragte Akubi Donner:

„Wieso ist der Weihnachtsmann nicht böse auf mich? Es war alles meine Schuld!“

„Akubi, wenn du wüsstest, wie oft wir schon mit dem Schlitten abgestürzt sind … Ein bis zwei Abstürze gehören zu jeder Weihnachtsnacht, mach dir keine Sorgen. Auch erfahrene Rentiere verlieren mal die Orientierung!“

Akubi fiel ein Stein vom Herzen. Er schwor sich, in Zukunft besser aufzupassen und sich nicht mehr ablenken zu lassen. Da tauchte auch schon der Weihnachtsmann in frischer Montur hinter einem Baum auf.

„So, weiter gehts, fröhliche Weihnachten Hamburg!“

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.