Vier Adventsgeschichten für Kinder – Akubis Weihnachtstraum Teil 1

Der erste Schnee

Akubi schlug seine Augen auf. Irgendetwas war heute Morgen anders: Die Sonne schien, doch es war viel heller als sonst. Das kleine Rentier schaute sich neugierig um und staunte: Der Waldboden war von einer feinen, weißen Schicht bedeckt, die Bäume hatten sich in riesige weiße Gestalten verwandelt. Es hatte geschneit. Endlich!

Akubi sprang auf und galoppierte los.

„Mama, es hat geschneit“, rief er seiner Mutter zu, die gerade dabei war, mit ihrem Huf einen Stein freizulegen, um an eine frische Flechte zu gelangen.

„Ich muss sofort zu Castor!“

„Willst du nicht zuerst frühstücken, Akubi?“ Seine Mutter schaute ihn fürsorglich an.

„Mach dir keine Sorgen, Mama. Am Fluss gibt es haufenweise Moos und Flechten!“

Akubis Mutter wollte noch etwas erwidern, aber das aufgeregte Rentier war schon im weißen Dickicht des Waldes verschwunden.

Atemlos erreichte Akubi das Flussufer. Hier lebte sein Freund Castor, ein gewitzter und fleißiger Biber. Der war natürlich längst wieder bei der Arbeit. Castor stand neben einem großen Baum und winkte Akubi fröhlich zu:

„Guten Morgen, Langschläfer!“

„Castor, es hat geschneit!“

verschneiter-wald

„Bist du gekommen, um mir das zu erzählen? Das hätte ich ja von alleine bestimmt nicht rausgefunden, Akubi!“

Castor schmunzelte, wandte sich wieder dem Baum zu und begann, den dicken Stamm mit seinen scharfen Zähnen zu bearbeiten.

„Lass uns im Schnee spielen oder eine Schneeballschlacht machen!“

Akubi konnte es kaum erwarten, durch die weiße Winterwelt zu toben.

„Ich habe keine Zeit, Akubi. Der Winter kommt dieses Jahr früher, als wir Biber dachten. Wir müssen unsere Vorräte anlegen, damit wir genug zu essen haben, wenn es richtig kalt und dunkel wird.“

Akubi schaute seinen Freund neugierig an: „Wieso Vorräte? Kannst du dein Futter nicht wie sonst auch suchen?“

„Akubi, denk doch mal nach: In ein paar Wochen ist hier alles unter einer dicken Schnee- und Eisdecke begraben. Wie soll ich denn da noch an die Zweige und Blätter kommen?“

Akubi schaute sich um. Sein Freund hatte recht. Es würde schwer werden, in den nächsten Monaten an frisches Futter zu gelangen. Auch für die Rentiere war die Nahrungssuche in den Wintermonaten beschwerlicher: Sie mussten im Schnee nach Flechten und Moos graben, die leckeren Gräser fand man dann kaum noch.

Das kleine Rentier seufzte. Der Winter war schön, aber auch anstrengend!

„Bringst du die Vorräte in eure Burg? Soll ich dir dabei helfen?“

„Ein kleiner Teil kommt in die Biberburg, der Rest vor den Eingang“, erklärte Castor, „Du weiß ja, dass unsere Haustür unter der Wasseroberfläche liegt. Falls der Fluss ganz zufriert, kommen wir trotzdem noch an unsere Vorräte.“

„Ja, aber wenn der Fluss zufriert, kannst du ja gar nicht mehr raus!?“

Akubi schien besorgt.

„Naja, ehrlich gesagt, schlafen wir sowieso die meiste Zeit. Ist einfach zu kalt. Ich hab jedenfalls keine Lust, bei 40 Grad minus durch das Eis zu stapfen. Und der Fluss ist dann eh gefroren.“

„Dann treffen wir uns im Winter nicht jeden Tag?“

Akubi machte ein trauriges Gesicht.

„Ach, Akubi, der Frühling kommt schneller, als du denkst. Und noch ist es ja nicht so weit. Ein paar Wochen haben wir noch. Bis Ende November kannst du mir helfen!“

„Bis November? Ein Glück, mein großer Bruder Rudolph besucht uns bald. Das ist der, der den Schlitten vom Weihnachtsmann zieht. Erinnerst du dich? Ich habe dir doch schon so oft von ihm erzählt. Ich möchte dir Rudi soooo gerne vorstellen.“

„Dann soll der Rudi sich mal sputen, bevor wir hier einschneien!“

Castor hatte den Stamm nun fast durchgebissen und merkte, dass Akubi etwas enttäuscht dreinblickte:

„Akubi, wenn dein Bruder erst im Dezember kommt, weckst du mich einfach und ich komme raus. So ein berühmtes Rentier vom Weihnachtsmann habe ich noch nie getroffen. Diese Gelegenheit will ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.“

Akubi platzte fast vor Stolz: Rudolph war sein größter Held und er träumte schon lange davon, eines Tages mit ihm gemeinsam den Weihnachtsschlitten zu ziehen.

Doch noch war er zu klein und zu schwach, das wusste Akubi. Aber die Arbeit mit Castor am Fluss ist ein gutes Training, dachte er und machte sich daran, die Zweige und Äste mit seinem Geweih in Richtung Biberburg zu schieben. Und wer weiß, vielleicht konnte er seinen Bruder ja wenigstens mal beim Weihnachtsmann besuchen.

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